Allokation / Allokationsproblem

Unter Allokation wird die Auf- bzw. Zuteilung von besessenen Ressourcen auf vorher definierte Bereiche verstanden.

In einem freien Markt übernimmt diese Aufgabe die „unsichtbare Hand“ In solidarisch finanzierten Systemen muss die Allokation bewusst durch ordnungspolitische Maßnahmen geregelt werden.

Solange Ressourcen unendlich sind, ist die Frage der Allokation im Wesentlichen nur eine der Organisation. Unter der Annahme der knappen Ressourcen ist die Frage der Allokation zusätzlich von ethischen Aspekten betroffen. Insbesondere in solidarisch organisierten Systemen (Sozialstaatliche Organisationen) ist die Frage der Auf- bzw. Zuteilung von Ressourcen, die öffentlich aufgebracht werden, mit dem Thema der „gerechten“ Verteilung konfrontiert. Da es sich um knappe Ressourcen handelt, wird immer jemand benachteilt oder bevorteilt werden müssen. Die Abwägung, wer oder was „mehr“ wert ist, ist nicht trivial zu beantworten. Im Gesundheitswesen ist diese Frage wegen der eigenen Thematik bereits hoch brisant. Welches Leben ist mehr wert? Wer ist schwerer krank? … – und vor allem, wer darf darüber entscheiden.

Die Allokation von solidarisch finanzierten Gesundheitsleistungen ist eine politische Herausforderung, Entscheidungsgrundlagen können nicht rein logisch abgeleitet werden, sondern erfordern einen möglichst breiten und öffentlich ausgetragenen Diskurs zwischen Medizin und Pflege, Ökonomie, Recht und Ethik. Die für eine Verteilung notwendige Errichtung eines Werte- und Zielgerüsts, auf dessen Basis Prioritäten festgelegt werden können, nach der dann die Allokation erfolgt, ist unabdingbar. Drückt sich die Politik, die diese Aufgabe übernehmen muss, vor Entscheidungen, wird so gehandelt, als ob es keine Ressourcenknappheit gibt (alle kriegen alles!). Gesundheit wäre damit unendlich viel Wert, was zu Folge haben muss, dass die Versorgung über kurz oder lang unendlich viel kosten wird.

 

Formell kann man verschiedene Allokationsebenen unterscheiden:

  • Auf der Makro-Ebene wird entschieden, welcher Anteil öffentlicher Gelder für das Gesundheitswesen zur Verfügung steht. Auf dieser Ebene steht das Gesundheitswesen in Konkurrenz zu anderen gesellschaftlichen Themen.
  • Auf einer Meso-Ebene wird die Aufteilung der Mittel innerhalb des Gesundheitswesens geregelt. Im Wesentlichen geht es also um die Zuteilung von Ressourcen auf die Bereiche Prävention, Kuration, Rehabilitation, Pflege, Palliativversorgung.
  • Auf der Mikro-Ebene fallen die diagnostischen und therapeutischen Entscheidungen des behandelnden Arztes hinsichtlich konkreter Patienten (Methodenwahl, Therapieziel, Therapieumfang). Der Arzt innerhalb von Einrichtungen ist dabei auch von Allokationsentscheidungen auf der Organisationsebene betroffen.

 

Während die Makroebene eine politisch Ebene ist, ist die darunterliegenden Ebenen Thema der Versorgungsforschung, die unterste Thema der medizinischen Forschung. Auf den letzten beiden Ebenen können also bereits Kosten-Nutzen-Relationen erforscht werden, die als Entscheidungsgrundlage herangezogen werden können.

 

 

 

Literatur:

J. Wallner; Ethik im Gesundheitssystem (UTB 2612; Wien: Facultas, 2004), 300 Seiten. ISBN 3-8252-2612-3. EUR 20,50 [A].

Ebenen der Ressourcenallokation – Vorlesung im Rahmen des MCW, Block 22, WS 2008/09

http://homepage.univie.ac.at/juergen.wallner/doc/lehre/muw/MCW_22_Ebenen-der-Ressourcenallokation_Praesentation.pdf

http://homepage.univie.ac.at/juergen.wallner/doc/lehre/muw/MCW_22_Ebenen-der-Ressourcenallokation_Skriptum.pdf

Diskussionsbeitrag der BAGFW zum Bericht der Enquete-Kommission Ethik und Recht der modernen Medizin, „Über den Stand der Arbeit“ (Bundestags-Drs. 15/5980) und zum Gutachten „Wertimplikationen von Allokationsregeln, -verfahren und -entscheidungen im deutschen Gesundheitswesen“

 „Wertimplikationen von Allokationsregeln, -verfahren und -entscheidungen im deutschen Gesundheitswesen (mit Schwerpunkt auf dem Bereich der GKV)“; Gutachten im Auftrag der Enquete-Kommission »Ethik und Recht der Modernen Medizin« des Deutschen Bundestages, 15. Legislaturperiode 2005