15 Jahre und 290 Rezepte später ist die Prognose infaust

15 Jahre lang habe ich in der Wie­ner Zei­tung 290 Re­zep­te gegen fak­ten­freie Ge­sund­heits­po­li­tik ge­schrie­ben – aber kei­nes der Re­zep­te wurde ein­ge­löst.

Wei­ter­le­sen: 15 Jahre und 290 Re­zep­te spä­ter ist die Pro­gno­se in­faust

Ich finde es ei­gent­lich tra­gisch, dass ich glaub­te, ich könne einen Bei­trag lie­fern, die po­pu­lis­ti­sche in eine evi­denz­ba­sier­te Ge­sund­heits­po­li­tik zu trans­for­mie­ren. What a fool i was, what an ele­va­ted fool

Dabei war ich nicht naiv – Es war klar, dass diese Ko­lum­ne keine Mas­sen­auf­klä­rung sein kann. Aber eine in­ter­es­sei­er­te Öf­fent­lich­keit zu er­rei­chen, war das Ziel. Vor allem aber Ent­schei­dungs­trä­ger! Denn auch wenn die Le­ser­zahl ge­ring sein mag, die Ko­lum­ne war in jedem Pres­se­spie­gel aller In­sti­tu­tio­nen – und des­we­gen weiß ich, alle waren In­for­miert und haben auch alles igno­riert.

Am Ende haben die ge­won­nen, die die ei­ge­nen Pfrün­de ver­tei­di­gen und am Pa­ti­en­ten­wohl des­in­ter­es­siert sind. Die Kam­mer­funk­tio­nä­re und Lan­des­po­li­ti­ker, die Ge­werk­schaf­ter und Bür­ger­meis­ter. Mit In­trans­pa­renz und Schön­re­den, aber vor allem nach dem Flo­ria­ni-Prin­zip, haben sie sich tap­fer gegen Zah­len, Daten und Fak­ten ge­stellt und alle Pro­ble­me in einem Res­sour­cen­man­gel ge­se­hen, deren ein­zi­ge Lö­sung im „MEHR“ liegt.

Dabei wurde oft und immer wie­der von vie­len Stel­len ana­ly­siert, dass es nicht Man­gel son­dern In­ef­fi­zi­enz, also Ver­schwen­dung ist, die zum Pro­blem wurde. Dann wurde dis­ku­tiert, dann igno­riert um ein, zwei Jahre spä­ter wie­der auf­zu­pop­pen und neu ana­ly­siert, dis­ku­tiert und wie­der igno­riert zu wer­den. Ein ewi­ger Kreis. Und erst wenn es MEHR, von was auch immer gab, wurde der Kreis durch­bro­chen –nur für kurze Zeit, weil das Pro­blem ja nicht ge­löst, son­dern nur mit MEHR zu­ge­deckt wurde. Und alles be­gann von vorne. Wer aber nicht weiß, wie man Res­sour­cen rich­tig ein­setzt, der wird eben nie genug davon haben.

Am im­po­san­tes­ten ist da si­cher der Ärz­te­man­gel. Der hat uns 15 Jahre be­glei­tet, die Lö­sung war und ist MEHR Me­di­zi­ner. Und ob­wohl Ärzte und Stu­di­en­plät­ze immer mehr wur­den, der „Man­gel“ blieb. Be­son­ders ab­surd ist der ak­tu­el­le Ruf zur Rück­kehr in die gute alte Zeit vor dem EU-Be­tritt, als un­se­re Unis noch uns ge­hör­ten und nicht von ger­ma­ni­schen Hor­den von Nu­me­rus Clau­sus-Flücht­lin­gen ge­stürmt wur­den. Es wie­der­holt sich immer alles.

Und das gilt über­all. Das Phar­ma­ba­shing ist eben­so ein Dau­er­bren­ner, wie der Macht­kampf um Wahl­ärz­te und Haus­apo­the­ken, die War­te­zei­ten und volle Kas­sen­or­di­na­tio­nen, die feh­len­de Pal­lia­tiv­ver­sor­gung, die feh­len­de Ab­stim­mung zwi­schen Pfle­ge und Spi­tal, und die Spi­tals­las­tig­keit des Sys­tems, In den letz­ten Jah­ren kam, wie er­war­tet und vor­aus­ge­sagt, das „un­lös­ba­re“ Pfle­ge­pro­blem dazu.

All das fußt auf der Ver­wei­ge­rung der In­sti­tu­tio­nen trans­pa­ren­ter zu wer­den. Wei­ter­hin wer­den Daten zu­rück­ge­hal­ten und ge­hei­me Ver­hand­lun­gen ge­führt – denn das Nar­ra­tiv des welt­bes­ten Ge­sund­heits­sys­tem der Welt, das halt nur, wegen „Totspa­ren“, an Res­sour­cen­man­gel lei­det, darf nicht ver­än­dert wer­den – koste es, was es wolle. Als ich vor 15 Jah­ren hier be­gann statt MEHR eben ein STATT auf­zu­zei­gen, wurde ich gerne als selbst­er­nann­ten Ex­per­ten dif­fa­miert, und habe mich doch zu einem real­tiätsge­prüf­ten Pro­phe­ten hoch­ge­ar­bei­tet. Damit ist also jetzt hier Schluss. Die Ko­lum­ne wird in der Wie­ner Zei­tung wegen Be­deu­tungs­lo­sig­keit spur­los ein­ge­stellt wer­den kön­nen. Und Ich? ab ins Bie­der­mei­er – damit der Vor­märz bald kommt.